Ich frage mich in was für einer Welt wir leben.
Heißt es nicht der Mensch sei ein soziales Wesen? Offensichtlich gilt das nicht mehr im Straßenverkehr.
Da wird ein 43jähriger Mann tot gefahren und statt Beileidsbekunden und der ehrlichen Suche nach Antworten auf die Frage nach dem warum liest man Dinge wie „konnte man kommen sehen“ „Warnweste“ „Helm“ und „Radweg“. Das nennt man Täter-Opfer-Umkehr, neudeutsch victim blaming.
Wer sich auch nur ein Mindestmaß mit Natenom auseinandergesetzt hat, kann so manchen Leserbrief nicht kommentarlos stehen lassen.
Unfug, wie der Verweis auf einen Helm, den Natenom trug, hilft uns RadfahrerInnen nicht zu überleben. Der Verweis auf nicht vorhandene oder nicht benutzbare und noch weniger benutzungspflichtige Radwege sind nur Eingeständnis des eigenen und gesellschaftlichen Versagens. Schwankende Radfahrer in der Mitte der Fahrspur sind ebenfalls kein Grund jemanden gefährdend zu überholen. Bergauf wackelt man und die Mitte der Fahrspur ist die korrekte Wahl. Je weiter rechts RadfahrerInnen fahren, desto mehr werden sie gefährlich zur Seite gedrückt.
Es gibt offensichtlich besonders wenig Verständnis für Verkehrsregeln und physikalische Gegebenheiten unter AutofahrerInnen.
Andreas hat darauf bestanden, dass für ihn die selben Regeln gelten wie für andere VerkehrsteilnehmerInnen und dabei nun wirklich alle Möglichkeiten genutzt sich zu schützen.
Wer RadfahrerInnen das Recht abspricht nach 19 Uhr eine Landstraße zu benutzen, dabei die Fahrtauglichkeit der AutofahrerInnen nicht hinterfragt stellt sich in die Reihe derer die Frauen zu kurze Röcke vorwerfen.
Dazu gesellt sich eine Polizei die wertend und urteilend RadfahrerInnen der Willkür anderer preisgibt – die kleine Schutzmaßnahme, die Natenom getroffen hat, verbietet und ihn damit aktiv gefährdet hat. „Freund und Helfer“ – fragt sich für wen.
Die Botschaft ist klar. Willst du ungestraft töten, setz dich in ein Auto und nagel Radfahrende um.
Schämt euch!
Andreas hat sich nie nur für seine Sicherheit eingesetzt. Vernünftige Radwege hat er gefordert um auch Autofahrern die Wege frei zu machen.
Unser Weg hat erst begonnen, wir werden weiter für unser Recht kämpfen, wie gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer behandelt zu werden. Das hat er getan und das werden wir ihm nie vergessen. Wir werden ihn nie vergessen.
Jedes Verkehrsopfer ist eines zu viel. Mein Beileid gilt all seinen Freunden und seiner Familie.
Euer Verlust ist schmerzlich. Ich wünsche euch Ruhe und Frieden diesen Verlust zu verarbeiten.
Wir werden uns weiter für seine Interessen einsetzen. Das ist mein Versprechen an euch.